Ein Grundthema beim 2. Vatikanischen Konzil war das „österliche Geheimnis“ (mysterium paschale), Tod und Auferstehung Jesu. Ganz gleich, welcher Nation, ob reich oder arm, strebt der Mensch nach Liebe, und er wird mit dem Problem des Schmerzes konfrontiert.
Unser Ordensgründer Paul vom Kreuz hatte – mit der Gnade Gottes – in seinem Leben das Leiden Jesu zur Mitte seines Denkens und Handelns erkoren. Darum gründete er in der Kirche eine neue Ordensgemeinschaft, die Passionisten. Durch die intensive und beständige Betrachtung des leidenden Jesus ist er tief in das Geheimnis der Liebe Gottes eingedrungen. In seinem eigenen Leben machte er auch die Erfahrung: zur Liebe gehört der Schmerz.
In einem Brief an die Ordensschwester Gertrude Gandolfi schreibt er am 10. Juli 1743 unter anderem: „Die Liebe ist die einigende Kraft; sie lässt die Peinen des geliebten Gutes zu eigen werden. Sie formt den Liebenden in den Geliebten um, und – indem sich auf hohe Weise die Liebe mit dem Schmerz und der Schmerz mit der Liebe vermischen – entsteht eine liebend-schmerzende Einheit, doch von solcher Intensität, dass man weder die Liebe vom Schmerz, noch den Schmerz von der Liebe unterscheiden kann. Und dies so sehr, dass sich die liebende Seele in ihrem Schmerz freut und in ihrer schmerzenden Liebe ein Fest feiert“ (Briefe II, 440).
Wie diese Worte zeigen, ist nicht der Schmerz das Ziel, sondern der höhere Grad der Liebe. Zwar sind Schmerz und Liebe innig-tief miteinander verquickt. Wo aber die Liebe erfahren wird, da ist immer Beglücktsein und Freude mit dabei. Wie der letzte Teil des Zitats zeigt, ist die Freude sogar das dominierende Grundbefinden dessen, der diese Schmerz-Liebe-Einheit erfährt; denn die Seele „freut sich“ und „feiert sogar ein Fest“.
Jeder Mensch strebt danach, zu lieben und geliebt zu werden. Weltweit wird über die Liebe viel gesprochen, geschrieben und gesungen. Schlager und Romane erfreuen sich großer Popularität.
Wer den Nächsten liebt, der wird fähig, für den Nächsten Unannehmlichkeiten und Schmerz auf sich zu nehmen. Schmerz – aus Liebe getragen – macht nicht traurig, sondern bringt inneren Frieden und Freude.
P. Dr. Martin Bialas CP
P. Dr. Martin Bialas, Jg. 1940, gehört zu den besten Kennern der Spiritualität unseres Ordensgründers im deutschsprachigen Raum. Er wurde mit einer Arbeit über das Leiden beim hl. Paul vom Kreuz unter Prof. Joseph Ratzinger und Prof. Johann Auer promoviert. P. Martin gehört zu unserer Kommunität in Schwarzenfeld.